Mit Kunden
agiler arbeiten?
Geht doch!
Interview mit Joachim Fischer, Kontrast
Was bringen agile Arbeitsweisen und wie bringt man Kunden dazu, sich darauf einzulassen? Wir haben mit Joachim Fischer gesprochen, Partner und CEO bei Kontrast. Die Düsseldorfer Customer-Experience Agentur setzt seit 2016 konsequent auf Agilität.
Was hat sich durch die agilen Arbeitsweisen bei euch in der Agentur verändert? Die Prozesse sind viel transparenter. Die Verantwortlichkeiten der Leute sind intensiver. Sie fühlen sich verantwortlich für ein Ergebnis, für einen Kunden. Nicht der Berater, sondern das gesamte Team. Es gibt eine ganz andere Feedback-Kultur, eine andere Möglichkeit, mit Fehlern umzugehen. Fehler und auch Zahlen werden transparent gespielt. Das Team fragt: Sind wir profitabel oder nicht? Haben wir auf den Kunden alles abgerechnet? Hat der Kunde noch zusätzliche Sachen eingefordert, die wir mit abrechnen müssen? Wir sind dadurch effizienter und schneller geworden.
„Wir haben später angefangen,
um früher fertig zu werden.
Ergebnis: ein Drittel Ersparnis.“
Kannst du ein konkretes Beispiel für mehr Effizienz nennen? Wir hatten zum Beispiel bei unserem Kunden Obi die Situation, dass sie Einsparungen machen wollten. Das wussten wir schon vorher. Wir arbeiteten darauf mit 33 Leuten. Dann haben wir das Ganze auf einen agilen Prozess umgestellt. Dabei ist aufgefallen, dass wir bisher schon bei einer Informationsdichte von 10 Prozent begonnen hatten zu arbeiten. Was bedeutet, dass wir extrem ineffizient waren. Das haben wir geändert und erst angefangen zu arbeiten, wenn 65 Prozent aller Informationen da waren. Das heißt, wir haben später angefangen, um früher fertig zu werden. Ergebnis war, wir haben den gleichen Workflow mit 22 Leuten geschafft. Ein Drittel Ersparnis.
Wie weit sind eure Kunden in diesen agilen Prozessen mit drin? Wir sind bei der Hälfte. Der richtige Erfolg setzt aber immer erst dann ein, wenn der Kunde mitspielt. Wenn er in einem iterativen Prozess bereit ist, sich nach maximal 14 Tagen einen Sprint anzuschauen und den auch freizugeben. Mit dem Wissen, dafür habe ich jetzt das Geld ausgegeben und Zeit investiert. Wir machen heute keine Lastenhefte mehr. Wenn wir kreative Strategien erarbeiten, schreiben wir für die Kunden User Stories, mit denen sie sich identifizieren können. Damit wissen sie, was sie bekommen. Und wir wissen, was wir erarbeiten müssen.
Wie nutzt systemisches Denken mir und meiner Agentur?
Gibt es bestimmte Kriterien, damit diese Art der Kollaboration klappt? Zeit und Geld sind große Kriterien. Hat ein Kunde für ein komplexes Thema nur drei Monate Zeit und ein begrenztes Budget, kann man ihn relativ schnell überzeugen, wenn man sagt:„Ja, können wir machen, aber natürlich müssen wir uns auf eine agile Arbeitsweise einlassen.“ Dann können wir dem Kunden im Vorfeld sehr klar aufzeigen, was wir für wieviel Geld und in welcher Zeit für ihn realisieren können. Dabei sind es aktuell eher Kunden aus dem Technologiebereich und weniger die mit hochkreativen Anforderungen. Aber auch das ändert sich, weil die Leute sagen:„Wenn ich eine Transparenz habe und mein Geld besser einsetzen kann, warum nicht?“