„Tief im KI-Kaninchenbau“
Daniel Doege zurück im Agenturgeschäft
Ein Interview mit Daniel Doege,
Nach über 20 Jahren Verkauf seiner Kölner Digitalagentur Webmatch, danach eine Auszeit und jetzt zurück im Agenturgeschäft. Die neue Herausforderung ist Künstliche Intelligenz im Kontext von Agenturen. Daniel Doege dazu ganz prägnant „Ich befinde mich mit einer großen Begeisterung ganz tief unten im AI-Kaninchenbau. Jeden Tag entdecke ich neue Tools, Wege und damit Chancen für Agenturen.“
Daniel, warum nach 20 Jahren Webmatch jetzt die Herausforderung “Künstliche Intelligenz in Agenturen”? Künstliche Intelligenz (AI) wird im Agenturgeschäft alles auf den Kopf stellen. Die Geschwindigkeit, mit der sich der KI-Markt gerade entwickelt, und die daraus resultierenden Chancen für jede einzelne Agentur sind faszinierend. Generative AI wird im Agenturkontext bisher hauptsächlich bei der kreativen Leistungen und Prozessen beachtet. Dabei bietet AI auch in der Agentursteuerung (und vielen anderen Organisationsbereichen, wie z.B. im Recruiting) bisher ungeahnte Möglichkeiten der Effizienzsteigerung. Diese Lösungen mit den Agenturen gemeinsam zu entdecken und zu entwickeln, macht mir unglaublichen Spaß.
„Künstliche Intelligenz (AI) wird im
Agenturgeschäft alles auf den Kopf stellen.“
Du hast dich seit Jahresanfang auf eine AI-Reise begeben mit Unmengen von Kontakten und Entdeckungen. Was waren die bisher eindrücklichsten Erlebnisse? Die letzten Monate waren unglaublich schön und intensiv. Angefangen von längeren Aufenthalten in New York und Amsterdam, habe ich die Zeit genutzt, mich mit vielen spannenden Menschen aus meinem Netzwerk zum Thema AI auszutauschen. Ausnahmslos jedes Gespräch in den letzten Monaten war für mich bereichernd und führte zu neuen Ideen oder Erfahrungen. Ich erlebe und genieße eine unfassbar große Offenheit beim intensiven Austausch mit spannenden Persönlichkeiten innerhalb und außerhalb meiner Bubble.“
Lass uns mal die AI-Landschaft für die Agenturen in Deutschland betrachten. Was sind die drei wichtigsten Erkenntnisse für dich?
Erkenntnis #1: Einmalige Chance für alle Agenturen (und Kund:innen) Das Thema AI ist aus meiner Sicht in den Agenturen noch nicht in einem ausreichendem Maße angekommen. Mit ankommen meine ich nicht mal ChatGPT oder Midjourney in einem Projekt benutzt zu haben (das muss bereits in allen Agenturen mit Kreativleistungen zum Standard gehören), sondern sich intensiv mit den Möglichkeiten und den zu erwartenden Auswirkungen auf die eigenen Services auseinanderzusetzen. Ich erlebe hier noch eine Wartehaltung, gepaart mit der Hoffnung, dass die intrinsische Motivation der Mitarbeiter:innen genügen wird, den AI-Trend als Agentur nicht zu verpassen. Das halte ich für einen gefährlichen Fehler. Die Mitarbeiter:innen stecken i.d.R. bis über beide Ohren im Tagesgeschäft für die Kund:innen. Die vielerorts noch vorherrschende Trägheit vieler Agenturen, stellt eine riesengroße Sales-Chance für alle agilen Mitbewerber:innen dar, die sich intensiv mit dem Thema AI beschäftigen.
"AgenturCamp Fokus AI - Künstliche Intelligenz im Agenturgeschäft"
Erkenntnis #2: Wer ist eigentlich der Gewinner? Aktuell sind sich alle einig, dass KI die Effizienz verbessern wird. Was passiert aber dann mit den damit entstandenen Kostenvorteilen? Schließlich rechnet ein Großteil der Agenturen nach dem Zeitmodell ab (Stunden-/Tagessätze). Wenn man durch Generated AI in der selben Zeit zehn mal so viele Kampagnen, Texte, Bilder, Illustrationen, Logos, Anzeigen, Videos oder Auswertungen produzieren kann, wird die Kampagne nicht automatisch auch zehn mal so gut oder die Kund:in nimmt direkt zehn Kampagnen ab. Es wird nicht lange dauern, bis die Kund:innen diese Kostenvorteile für sich beanspruchen. Was das dann für Agenturen bedeutet, kann sich jeder leicht selbst vorstellen. Dafür müssen Agenturen Lösungen finden, bevor die Kund:in fragt oder eine KI-effizientere Agentur mit AI-Kampfpreisen das Rennen macht.
„Es wird nicht lange dauern,
bis die Kund:innen Kostenvorteile
durch KI für sich beanspruchen. “
Erkenntnis #3: Mindset vs. Skills Für diese neue, super spannende Epoche des Agenturgeschäfts sind das Mindset und die Offenheit erfolgsentscheidend. Weniger die Skills in Sachen AI und Datenmodellen. Ich sehe hier die Agenturführungen in der Verantwortung, eine AI-Offenheit vorzuleben und diese ins Team zu tragen. Darüber hinaus müssen sämtliche operative Kräfte der Agentur Freiraum bekommen, sich mit den Tools und Möglichkeiten auseinanderzusetzen. Diese Investments sind jetzt für jede Agentur unverzichtbar.
Die Agenturen sind extrem unterschiedlich. Gibt es trotzdem übereinstimmende Merkmale, die die Situation und die ersten Veränderungsansätze beschreiben?Alle Agenturen vereint die Tatsache, dass sie als Dienstleister die Aufgabe haben, Probleme von Kund:innen lösen und damit eine Vielzahl schöpferischer Prozesse individuell entwickeln und monetarisieren müssen. Generative AI kann auf alle Komponenten einer Agentur direkten Einfluss haben. Nicht nur die eigenen Mitarbeiter:innen der Agentur erhalten durch Generative AI kreative Superheldenkräfte. Auch die Kund:innen entwickeln durch Tools wie ChatGPT oder Midjourney plötzlich vollkommen neue Fähigkeiten, die sich stark auf die Arbeitsprozesse und auch Monetarisierungsmodelle auswirken werden.
„Das Mindset und die Offenheit gegenüber AI
sind erfolgsentscheidend.
Nicht die technischen Skills.“
Daniel, seit 2017 bist du leidenschaftlicher Agenturcamper. Was gefällt dir so gut an den Camps? Ich empfinde den Austausch auf den Agenturcamps unglaublich intensiv und offen. Jedes noch so zähe und lästige Problem in der eigenen Organisation existiert auch in anderen Agenturen, was man im Tagesgeschäft ja nicht so wahrnehmen kann. Der Austausch über gemeinsame Probleme hilft nicht nur bei der Lösung der Probleme, sondern auch der subjektiven Bewertung der eigenen Herausforderungen. Mir ist in diesen vielen Jahren kein vergleichbares Eventformat begegnet, dass für mich unsere Agentur so eine hohe Problemlösungskompetenz hatte. Darüber hinaus konnte ich auf den Camps viele neue Kontakte knüpfen, woraus sich viele Kooperationen, ganz neue Chancen und nicht wenige Freundschaften entwickelt haben.
Wir haben uns erst Anfang April das erste Mal zu einem intensiven Austausch getroffen und dann gleich sechs Stunden geredet. Ergebnis, du stößt zum Team des AgenturCamps hinzu und treibst das Thema AI voran. Was erwartet die Camper:innen dazu? Ich befinde mich mit einer großen Begeisterung ganz weit unten, tief im AI-Kaninchenbau. Jeden Tag entdecke ich neue Tools, Wege und damit Chancen für Agenturen. Parallel spreche ich viel mit Agenturinhaber:innen in ganz Deutschland und gewinne viele Eindrücke, wie AI operativ in den Workflows der Agenturen Einzug hält. Mit meiner Begeisterung für AI und Automatisierung und meiner Erfahrung als langjähriger Agenturinhaber, möchte ich bei den Agenturcamps dafür sorgen, die Teilnehmer:innen mit Denkanstößen zu aktivieren, konkrete Umsetzungsideen und Fragestellungen an die Hand geben und für angeregte Diskussionen innerhalb der Sessions zu sorgen. Auf diese neue Erfahrung und gemeinsam mit Dir als Veranstalter aufzutreten, freue ich mich sehr! Das wird sicher großartig.