Zusammenarbeit
braucht Raum.
Aber welchen?
Ein Beitrag von Guido Rottkämper, design2sense 12.12.2019
Guido Rottkämper ist Architekt, Gründer und Geschäftsführer von design2sense. Die „Arbeitsweltverbesserer“ betreuen auch Agenturen in der Frage, wie sie in Zukunft arbeiten wollen und wie Raum sie dabei unterstützen kann. Das war auch das Thema von Guidos Session auf dem AgenturCamp in Leipzig. Aufgrund der großen Resonanz haben wir ihn gebeten, seine Ansichten über kreative Räume und gemeinsames Arbeiten im CampMagazin mit uns zu teilen.
„Bevor wir neue Räume gestalten,
müsst ihr wissen,
wie ihr zukünftig arbeiten wollt.“
Es gibt die Digitalisierung, virtuelle Prozesse, Remote-Arbeit – und wir stellen fest, dass immer wieder die Grundfrage gestellt wird, wozu in Gottes Willen brauche ich einen Raum. Um optimale Räume zu gestalten, muss ich mir klarwerden, wer ich bin und was für Prozesse ich habe. Wir als Architekten schaffen eine Basis, damit sich Firmen darüber unterhalten können, wie sie eigentlich arbeiten wollen. Das ist der entscheidende Schritt von „Wie arbeiten wir heute?“ zu „Wie müssen wir eigentlich idealerweise in Zukunft arbeiten?“.
Das verlangt, dass sich eine größere Gruppe von Leuten damit beschäftigt. Warum es bei uns so gut funktioniert, ist ganz simpel. Die Kunden sind bereit, Geld in die Hand zu nehmen, um neue Räume zu gestalten. Dann kommen wir und sagen, ihr müsst zuerst über die Organisation reden, damit euer Gelder erfolgreich investiert ist. Das bringt uns den Auftrag.
„Nur gemeinsam mit agil denkenden Menschen können agile Arbeitswelten entstehen.“ Bei uns gibt es immer einen Nullpunkt, an dem man etwas völlig neu aufsetzen kann. Wir nutzen die Chance, darüber nachzudenken, wie sich das optimal gestalten lässt. Wir sind sozusagen Prozessinitiatoren, die nachher dafür verantwortlich sind, den Raum auf das Ergebnis des Prozesses abzustimmen.
Dadurch dürfen wir bestimmte Fragen stellen. Und wir haben natürlich auch die Möglichkeit den Kunden zu sagen, dass sie mit einer ganzen Gruppe von Leuten über die Prozesse der Zukunft neu nachdenken müssen. Es gibt nun mal diese Diversität. Keiner macht genau dasselbe wie der andere. Die Prozessdiversität ist so immens hoch, dass es nur funktioniert, wenn ich mit allen Beteiligten diskutiere.
Die Empfehlung eines Beraters von außen bringt uns überhaupt nichts. Nur wenn wir uns gemeinsam mit agil denkenden Partnern austauschen, kommen agile Arbeits- räume heraus. Wenn ein klassischer Berater einem agil arbeitenden Menschen erzählt, wie’s gemacht wird, muss das in die Hose gehen. Und da schließt sich der Kreis. Deshalb sind wir als Architekten auf dem AgenturCamp. Weil wir hier auf sehr viele agil denkende und handelnde Menschen treffen. Von ihnen können wir lernen, wo die wirklichen Probleme liegen.
„Wie viel Remote-Arbeit eine Agentur verträgt, hängt vor allem von den Zielen ab.“ Wie viel darf remote gearbeitet werden, ohne dass die Kultur im Unternehmen verloren geht. Es hat etwas mit den Menschen zu tun, mit den Strukturen und vor allem mit den Zielen. Wo wollen wir eigentlich hin? Wir sind immer wieder fasziniert, dass wir in Firmen kommen, bei denen wir denken, die wollen von uns „nur“ Räume. Dann fragen sie uns, warum wir einen Workshop machen wollen. Sie wissen doch eigentlich schon alles. Und nach einer Stunde stellen sie fest, dass sie sich über die Ziele noch keine Gedanken gemacht haben.
Nur wenn man darüber Klarheit hat, kann man Räume schaffen, die wirklich Zukunft haben.